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Handy am Steuer, das wird teuer?

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Ohne Handy am Steuer

Ohne Handy am Steuer: So hat eure Sicherheit Vorfahrt

Hand aufs Herz: Wer hat noch nicht im Auto telefoniert – während der Fahrt in dichtem Verkehr, weil es gerade ohnehin nicht schneller ging? Der Anlass dafür liegt auf der Hand: Zeit ist kostbar. Wir kombinieren Tätigkeiten, um immer schneller immer mehr zu erreichen. Die Hemmschwelle sinkt. Also wird das Smartphone auch während der Fahrt benutzt. Die vermeintlich intuitive Bedienung durch Touchscreen, Apps und Co. lässt das schlechte Gewissen erst gar nicht aufkommen.

Viele Funktionen am Handy lassen sich schließlich blind steuern und das Auto fährt doch auch quasi von alleine geradeaus – Multitasking in Reinform. Doch diese Annahme ist schlicht falsch. Schon kleinste Ablenkungen reichen, um uns Autofahrer aus dem Konzept zu bringen. Und Telefonieren beim Autofahren bedeutet: Die Bremsbereitschaft sinkt, in Gefahrensituationen hat man nicht mehr beide Hände am Lenkrad und verliert die Übersicht.

Das Handy am Steuer ist kein Kavaliersdelikt

Wusstet ihr, dass die Deutschen im Schnitt ca. 1,5 Stunden täglich auf den Straßen sind und dabei 23 Minuten im Stau stehen? Wertvolle Minuten, die ungenutzt verstreichen. Wer kommt da nicht auf die Idee, schnell noch eben die Mutti für die Wochenendplanung anzurufen oder das wichtige Meeting mit dem Arbeitskollegen vorzubereiten?

Bußgeldkatalog

Der Bußgeldkatalog lässt leider nicht mit sich spaßen

Ein kurzer Anruf hier, ein bisschen “Schnacken” zum Zeitvertreib dort – und schon ist die Autofahrt vorbei. Ist ja auch alles schön und gut – nur müssen dabei eben die Hände vom Handy bleiben. Einmal eine Freisprecheinrichtung installieren, an die sich das Handy automatisch koppeln kann: Mehr ist gar nicht nötig, um ohne schlechtes Gewissen Autofahren und Telefonieren zu verbinden. Aber die Polizei stellt da einen anderen Trend fest.

Was sagt der Bußgeldkatalog?

Laut Kraftfahrtbundesamt sind seit 2005 die erfassten Verstöße gegen das Telefonieren im Verkehr ohne Freisprecheinrichtung von 288.000 auf mehr als 500.000 angestiegen. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen. Übrigens: Wer mit Handy im Verkehr erwischt wird, bekommt einen Punkt in Flensburg und (Update 26.05.) 40 Euro Bußgeld inzwischen sogar 60 Euro Bußgeld aufgebrummt. Als Wiederholungstäter riskiert man sogar ein Fahrverbot.

Wer außerdem in einen Unfall verwickelt wird und nachweislich telefoniert hat, bekommt nach den Präzedenzfällen zu diesem Thema offenbar auch eine Mitschuld – und das bedeutet somit Probleme mit der Versicherung! Deshalb: Lieber rechts ranfahren, Motor aus oder in eine Freisprecheinrichtung investieren, anstatt das Fahrverbot zu riskieren.

Auch nicht zu vergessen ist, dass die Rechtslage durch die steigende Anzahl von Funktionen der Smartphones komplexer geworden ist: Heutzutage ersetzt das Phone häufig auch das Navigationsgerät. Nur: die Bedienung eines echten Navis ist während der Fahrt zumindest nicht ausdrücklich verboten – die Nutzung eines Smartphones schon. Seit 2004 dürft ihr Mobiltelefone bei laufendem Motor weder zum Telefonieren noch auf jegliche andere Art nutzen, also auch nicht zur Routenplanung.

+++ Update 28.10.2014

Abgeschalteter Motor und Start-Stopp-Automatik

Der Gesetzestext erlaubt das Telefonieren am Steuer nur, wenn der Wagen steht und der Motor abgestellt ist. Klar, denn wer sein Auto erst mal zünden muss, um wieder loszufahren, braucht nicht zur Fahrsicherheit beide Hände am Steuer. Unklar war dabei jedoch, was bei einer Start-Stopp-Automatik gilt: Denn diese Autos schalten den Motor z.B. auch dann aus, wenn man auf der Straße anhält – weil etwa Rot ist, beim Abbiegen auf eine Vorfahrtstraße gewartet werden muss oder Ähnliches.

Am 28.10. sorgte daher ein Urteil des Oberlandesgericht Hamm für einiges Aufsehen: Wenn der Motor automatisch abgeschaltet ist und das Kfz stillsteht, gelte das Handyverbot am Steuer nicht. Die genauen Ausführungen findet ihr im PDF zum Urteil des OLG. Damit hob das Gericht ein anders lautendes Urteil aus erster Instanz auf.

Wer seinen Fahrtweg kennt und die Länge der Rotphasen quasi auswendig weiß, könnte Stehpausen mit abgestelltem Motor demnach auch auf der Straße für ein “klassisches” Telefonat nutzen – sei es dass der Motor automatisch ausgeht oder dass ihr ihn klassisch per Zündschlüssel abstellt. Für alle, die schnell mal die Mailbox abhören, kurz telefonisch etwas klären wollen usw. also ein Urteil, das sie gerne hören werden.

Zwei wichtige Einschränkungen gibt es dabei aber. Einmal: sobald ihr mit dem Auto wieder losrollt oder der Motor startet, ist das Handy in der Hand strikt tabu. Außerdem: Wie ihr an der Korrektur des erstinstanzlichen Urteils seht, ist die Rechtsprechnung nicht gerade einheitlich. Ob also jedes Gericht so urteilt wie das OLG Hamm? Die Freisprecheinrichtung scheint da doch die sicherere Wahl zu sein.

+++ Ende des Updates

Kreative Ausreden für den flinken Vielfahrer und Dauertelefonierer

Eins vorweg: So kreativ manche Ausreden auch sein mögen, mit der Autofahrer der Strafe für das Telefonieren mit Handy am Steuer entgehen wollen – Erfolg haben sie meistens nicht. Unterhaltungswert jedoch definitiv, wie die folgenden Beispiele zeigen.

  • Ein Mann behauptete, er habe sich sein Handy im Auto nur ans Ohr gehalten, um seinen Kiefer zu stützen, der manchmal wackele. Wackelfrei mag er mit dieser Taktik davongekommen sein, straffrei jedoch nicht.
Freisprechanlage fürs Auto

Einfach nachrüchten: Freisprechanlage fürs Auto (Quelle: smartkauf)

  • Ein anderer Fahrer gab an, bei seinem Gerät handele es sich um einen Rasierer und er habe sich lediglich rasiert und dabei zur Radiomusik gesungen, anstatt zu telefonieren. Der Richter glaubte diese Geschichte nicht.
  • Die Ausrede, das Smartphone sei nur als Wärmeakku gegen Ohrenschmerzen verwendet worden, zählte ebenfalls nicht.

Anders sieht der Fall aus, wenn nicht klar erkennbar ist, dass es sich beim benutzten Gerät um ein Mobiltelefon handelt. Einem Autofahrer, der wegen zu schnellen Fahrens geblitzt wurde, wurde außerdem die Strafe für das Telefonieren am Steuer angehängt, da dies auf dem Blitzerfoto zu sehen gewesen sei.

Der Fahrer erhob jedoch Einspruch mit der Begründung, es handele sich um ein Diktiergerät, nicht um ein Handy. Er zeichne oft eigene Gedanken auf und müsse das Gerät aufgrund der Fahrgeräusche zum Abhören dicht ans Ohr halten. Auch wenn diese Ausrede wenig glaubhaft ist: Das Gegenteil konnte nicht bewiesen werden, der Fahrer bekam Recht.

Schreiben und Telefonieren während der Fahrt? Ein unterschätztes Risiko

Studien zeigen, dass Autofahrer allein nur durch ein einfaches Gespräch schon deutlich unaufmerksamer im Vergleich zur “schweigsamen” Alleinfahrt werden. Dabei ist es irrelevant, ob sich der Gesprächspartner mit im Auto befindet oder per Telefon zugeschaltet wird.

Noch größer ist die Ablenkung aber beim Schreiben. Zwar werden heutige Smartphones intuitiv bedient – die richtigen Buchstaben zu treffen, erfordert jedoch mehr als „mal eben schnell“ einen kurzen Blick. Zusätzlich ist immer mindestens eine Hand ständig am Handy anstatt am Steuer. Und große Modelle wie Phablets lassen sich aufgrund ihrer Größe nicht mehr wirklich mit nur einer Hand bedienen. So entstehen Situationen, in der wir als Fahrer zu leicht die Kontrolle über das Fahrzeug verlieren können.

Freisprecheinrichtungen für freie Hände beim Fahren

Freisprechanlage anbringen

Gute Freisprechanlagen haben einen stabilen Bügel, um sie bequem an der Sonnenblende zu anzubringen (Quelle: smartkauf)

Wer nicht auf das Handy am Steuer verzichten möchte, der sollte vielleicht zu einer Freisprechanlage greifen. Je nach den eigenen Wünschen stehen einfache Freisprechanlagen für teilweise schon unter 50 € oder High-End-Geräte für über 150 € zur Auswahl. Sie haben übrigens gegenüber Headsets den Vorteil, dass man keinen Clip am Ohr tragen muss und wirklich frei sprechen kann.

Auch ab Werk werden einige Autos bereits mit Freisprechanlage geliefert, diese sind aber noch einmal deutlich teurer. Daher ist Nachrüsten ganz klar ein Tipp in Sachen Preis-Leistung. Günstige No-Name-Produkte eignen sich dabei vor allem für Autofahrer, die hauptsächlich in der Stadt unterwegs sind. Auf der Autobahn beeinträchtigen die Fahrgeräusche häufig die Sprachqualität bei den Einsteiger-Freisprechanlagen.

Falls euch die elementarsten Funktionen (einen Anruf anzunehmen etc.) reichen, könnt ihr hier aber Geld sparen. Teurere Modelle kommen oft hingegen mit separaten Mikrofonen, die im Auto angebracht werden und so die Sprachqualität auch bei lauteren Außengeräuschen, z.B. auf der Autobahn, enorm verbessern. Auch Sprachsteuerung oder eine Ladefunktion für das Handy sind häufig mit dabei.

Fazit

Egal wie ihr euch entscheidet – für eine entspannte Fahrt mal ganz ohne Gespräche oder für eine Freisprechanlage: Ihr sorgt für mehr Sicherheit im Straßenverkehr und habt dann auf jeden Fall bessere Karten, falls ihr mal von der Polizei angehalten werdet. Einmal weniger Bußgeld bezahlen, dafür eine Freisprecheinrichtung gekauft, das rechnet sich doch 😉

+++ Updatew +++ Inzwischen hat sich der Bußgeldkatalog geändert und ein interessantes Urteil ist bekannt geworden, deswegen haben wir den Artikel inhaltlich aktualisiert und die Änderungen gekennzeichnet.


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